01. Mai
Shownotes
Die Andacht zum Nachlesen und -hören gibt es auch hier inklusive Download: https://rundfunk.evangelisch.de/wort-zum-tage/15043/1-mai
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Wort zum Tage im Deutschlandfunk Kultur
Theologiestudentin Marie Marondel
aus Berlin
1. Mai 01.05.2025
Bei seiner Arbeit ist Elias umgeben von rasenden Autos. Lrm und Abgase sind sein Alltag. Im Sommer ist er der prallen Sonne ausgesetzt, im Herbst oft dem strmenden Regen. Die Baustelle, auf der er arbeitet, befindet sich mitten auf der Autobahn. Zwischen ihm und den rasenden Autos sind lediglich Pylonen, die Warnzylinder aus Plastik.
Alma hat Schmerzen in jeder Faser ihres Krpers, wenn sie schon vor Sonnenaufgang zur Arbeit geht. Die meisten halten es nicht lange aus in diesem Job. Es ist zu anstrengend, zu gefhrlich. Sie trgt eine Arbeitskleidung, die sie sichern und vor dem Dreck schtzen soll. Dem Gestank ist sie trotzdem ausgesetzt. Aber Alma kann damit umgehen. Sie ist sich nicht zu schade dafr, die Mlltonnen fremder Menschen zu leeren.
Sam und Peter haben letztes Weihnachten nicht frei bekommen. Aber sie hatten so viel zu tun, dass sie zwischendurch kurz vergessen haben, dass Heiligabend ist. Einige Patientinnen und Patienten in der Notaufnahme waren betrunken und haben herumgepbelt, weil sie warten mussten. Sam und Peter haben versucht, die fiesen Sprche nicht persnlich zu nehmen. Aber ein Frhliche Weihnachten htten sie trotzdem lieber gehrt.
Sara hlt einem Heimbewohner die Hand und hrt ihm zu. Er hat keine Familie, die ihn im Pflegeheim besuchen kommt. Sie wei das und versucht sich deshalb nicht anmerken zu lassen, dass ihr Arbeitstag eigentlich eng getaktet ist.
Elias, Alma, Sam, Peter und Sara sind einfach nur noch erschpft, wenn sie nach Hause kommen. Aber dann wartet dort noch die unbezahlte Arbeit: Essen kochen, Wsche waschen, Kinder betreuen, die Pflege von Angehrigen. Ruhe und Erholung sind fr sie eine Seltenheit.
Dabei wird die Pause nach getaner Arbeit bereits in der Schpfung mitgedacht. In sechs Tagen schuf Gott die Welt. Am siebten Tag ruhte Gott von der Arbeit und betrachtete das Werk. Der siebte Tag wurde somit heilig. Auch die Menschen sollen am siebten Tag nicht arbeiten. So steht es in den Zehn Geboten. Es geht darum Gottes Schpfung zu ehren. Und ich denke, es geht auch darum, dass es mehr im Leben gibt als die Arbeit und dass ich mehr bin als meine Leistung.
Aber was, wenn das nicht geht? Wenn ich es mir nicht leisten kann, einen Schritt zurckzutreten, eine Pause zu machen?
Tausende Menschen sind heute am 1. Mai auf der Strae und kmpfen fr bessere Arbeitsbedingungen. Sie werden laut und sichtbar und zeigen Zusammenhalt. Weil es immer etwas bewirkt, wenn wir aufeinander Acht geben. Wenn wir uns gegenseitig wahrnehmen mit dem, was wir leisten, und Wertschtzung zeigen.
Es gilt das gesprochene Wort.
Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)
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