Mahner und Wegbereiter
Shownotes
Die Andacht zum Nachlesen und -hören gibt es auch hier inklusive Download: https://rundfunk.evangelisch.de/gedanken-zur-woche/15026/mahner-und-wegbereiter
Transkript anzeigen
Gedanken zur Woche im Deutschlandfunk
Pfarrerin Thomas Drken-Kucharz
aus Frankfurt am Main
Mahner und Wegbereiter 23.05.2025
Mahner knnen anstrengend sein. Sie weisen auf Missstnde und Fehlverhalten hin. Das hrt in der Regel niemand gern. Sie schauen Regierenden und Regierten auf die Finger. Und das ist mindestens lstig.
Das war auch schon in biblischer Zeit so. Ob Propheten in Jerusalem, die Knig und Volk kritisierten, oder Johannes der Tufer zur Zeit Jesu, der Knig Herodes so scharf anging, dass er dafr mit dem Leben bezahlte. Mahner sind anstrengend, damals wie heute. Aber sie sind enorm wichtig.
Eine solche Kontrollinstanz heutzutage ist der Expertenrat fr Klimafragen. Er hat seit 2020 den gesetzlichen Auftrag zu berprfen, ob Deutschland die Klimaziele einhlt. Vor einer Woche hat der Klimarat seinen Prfbericht vorgelegt. Ergebnis: Das Emissionsbudget wird eingehalten. Deutschland steht momentan gar nicht so schlecht da aber nur wegen Coronakrise und Wirtschaftsflaute. In Zukunft reichen die bislang beschlossenen Manahmen nicht aus. Wir werden das Ziel, bis 2045 klimaneutral zu werden, nicht erreichen, wenn wir nicht deutlich nachbessern. Insbesondere bei Gebuden und Verkehr.
Solche Instrumente wie der Klimarat sind gut und notwendig. Sie halten den politisch Verantwortlichen und uns allen den Spiegel vor. Es braucht weitergehende Schritte. An erster Stelle ist die Politik gefragt. Aber auch wir als Gesellschaft werden manches an unserem Lebensstil ndern mssen. Klimaschutz kann anstrengend sein. Manchmal mag man den Mahnerinnen und Mahnern gar nicht mehr zuhren. Man wei, dass sie eigentlich recht haben, aber dann msste sich ja wirklich was ndern.
Doch Klimaschutz kann auch Spa machen. Man kann vieles spielerisch angehen, auch wenn die Lage ernst ist. So sagt mir meine Bahn-App: Ich habe dieses Jahr im Fernverkehr schon ber eine Tonne CO2 eingespart, was sieben Inlandsflgen entspricht. Das spornt an.
Ein anderes Beispiel ist die Aktion Stadtradeln. Daran beteiligen sich zwischen Mai und September auch in diesem Jahr wieder Menschen in tausenden Stdten und Kommunen. Die Aufgabe: Drei Wochen lang versuchen, mglichst viele Strecken mit dem Fahrrad zurckzulegen. Und das nicht nur fr sich alleine, sondern Teams bilden mit Freunden und Bekannten oder in Firmen, Schulen, Kirchen und Vereinen. Zusammen kann man sich dann ber die erreichten Fahrradkilometer freuen.
Stadtradeln ist die weltgrte Fahrradkampagne. Allein in meiner Stadt Frankfurt am Main haben in den drei Wochen seit dem 1. Mai ber 7000 Radelnde mitgemacht. Sie haben fast 1,5 Millionen Kilometer zurckgelegt und so gut 240 Tonnen CO2 eingespart.
Solche Aktionen sichern nicht, dass wir die Klimaziele bis 2045 erreichen. Aber sie fhren zum Umdenken und verndern oft auch das Verhalten. Sie loten Mglichkeiten spielerisch aus. Solche Challenges bereiten Wege.
In biblischer Zeit gab es neben den Mahnern auch die Wegbereiter. Macht eine ebene Bahn, bereitet den Weg! war ein Aufruf, wenn ein besonderes Ereignis bevorstand, wenn ein Knig oder gar der Messias erwartet wurde. (Jesaja 40,3) Macht eine ebene Bahn, das war mehr als ein roter Teppich. Es brauchte Wegbereiter, die frh angefangen haben, damit rechtzeitig alle Ziele fr das Event erreicht wurden.
Wegbereitung gibt es in der Bibel im religisen Sinn. Bereitet Gott eine ebene Bahn!, heit: sich vorbereiten auf eine heilige Zeit, innerlich wie uerlich. Das praktizieren Glubige bis heute mit Fasten in den Wochen vor einem besonderen Fest.
Solche spirituellen Challenges vor religisen Ereignissen sind natrlich nicht 1:1 auf Klimaschutzmanahmen bertragbar. Aber wir brauchen neben den Mahner auch immer die Wegbereiterinnen, die schon mal die Strecke spuren und in die Pedale treten.
Apropos ebene Bahn: Beim Stadtradeln gibt es eine App frs Handy namens RADar. Mit ihr kann man Schlaglcher oder Wurzelschden auf Fahrradwegen melden. Denn ebene Wege gefallen nicht nur Knigen, sondern allen, die vorwrts und gut ankommen wollen.
Es gilt das gesprochene Wort.
Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)
Weitere Sendungen, Informationen, Audios und mehr finden Sie unter:
http://rundfunk.evangelisch.de/kirche-im-radio/deutschlandfunk/morgenandacht
Facebook: https://www.facebook.com/deutschlandradio.evangelisch
2
1
Neuer Kommentar