Christi Himmelfahrt kurz nach dem Krieg
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Wort zum Tage im Deutschlandfunk Kultur
Friedemann Magaard
aus Husum
Christi Himmelfahrt kurz nach dem Krieg 27.05.2025
Knapp drei Wochen war der Frieden alt, heute vor 80 Jahren. In der Geschichte unseres Landes wurde der Tag der Kapitulation am 8. Mai immer mehr zu einem Tag der Befreiung. Es gibt viel Grund, dankbar zu sein, dass die Nazi-Diktatur endlich zum Ende kam, der schlimmste Krieg der Geschichte auch, zumindest in Europa, dass Westdeutschland seit nunmehr acht Jahrzehnte in Frieden, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit erlebt und wir seit 35 Jahren friedlich vereint sind, Ost und West.
Der 8. Mai 1945 fiel auf den Dienstag vor Himmelfahrt, so wie heute Himmelfahrt vor der Tr steht. In der Husumer Marienkirche, an der ich Pastor bin, wurde also vor 80 Jahren Christi Himmelfahrt im Zeichen des Kriegsendes gefeiert. Viel Kummer war da mit im Raum, Trauernde, Verwundete an Krper und Seele, Entwurzelte und Vertriebene. Witwen und Waisen. Fr Erleichterung war es fr die meisten noch zu frh. Und manche hatten es bis zum Schluss nicht kapiert, dass der angebliche Endsieg fr ein globales Hllenszenario stand.
Auch meine Oma hat an dem Tag der Kapitulation Deutschlands geheult, hat sie mir erzhlt. Nicht, weil sie glhende Anhngerin Hitlers gewesen wre. Aber ihr Ehemann war wenig zuvor gefallen und ihr Sohn auch. Mit der Unterschrift unter der Kapitulation war die Sinnlosigkeit dieser Tode nochmals dokumentiert. Was fr ein Irrsinn, dieser Weltkrieg. Mehr als 60 Millionen Tote. Um jeden einzelnen Menschen wurde geweint. Welchen Trost konnte da damals geben? Fr Christenmenschen steht Himmelfahrt fr die Hoffnung: Irgendwann wird das Schwere leicht. Was Menschen zu Boden drckt, Schmerz und Schuld, Last und Leid, oft mehr als zu tragen sein kann das darf irgendwann unten zurckbleiben.
Als eine Art Schubumkehr gegen die Schwerkraft lese ich die biblische Erzhlung von Himmelfahrt: Der auferstandene Jesus segnet noch einmal seine Jnger. Dann wird er vor ihren Augen emporgehoben. Eine Wolke nimmt ihn auf. Frei von Schwerkraft, losgelst, sich aber eben auch entziehend, einer, der sich davon macht in himmlische Gefilde. Die Jnger, die verstrt hinterherblicken, bleiben alleine zurck. Aber sie haben den Himmel offen gesehen. Das verndert alles. Der Schmerz ist ein anderer fr die, die in den offenen Himmel geblickt haben. Tut immer noch weh, aber anders. Die Schwere ist nicht mehr alternativlos.
Trotzig gegen die Schwerkraft anzubeten und gegen sie anzusingen, das ist die Aufgabe an Himmelfahrt. 1945 wird das noch sehr verzagt geklungen haben. Aber auch 80 Jahre spter sind wir doch auch immer noch am ben.
Es gilt das gesprochene Wort.
Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)
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