400 Kilometer über der Erde

Shownotes

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Wort zum Tage im Deutschlandfunk Kultur

Friedemann Magaard

aus Husum

400 Kilometer ber der Erde 28.05.2025

Fast ein Jahr lang schwebte er zwischen Himmel und Erde. 400 km ber der Erdoberflche notierte er einen Brief an seine Enkelkinder, die er hofft, einmal zu haben.

Alexander Gerst ist ein deutscher Raumfahrer und war Kommandant auf der internationalen Raumstation ISS. Jeden einzelnen Tag seiner langen Mission schaute er auf die Erde. Sattsehen konnte er sich nicht. So viel ging ihm durch Herz und Geist. Ein zrtlicher Blick auf die Erde, mehr noch: beklommen, sorgenvoll. Und so schreibt er, zwischen Himmel und Erde, einen bemerkenswerten Brief an seine noch nicht geborenen Enkel. Mit diesem eigenwilligen Blick von auen auf dieses, wie er es nennt, zerbrechliche Raumschiff Erde, sehr viel kleiner, als die meisten Menschen sich das vorstellen knnen.

Zerbrechlich seine Geosphre, endlich die Rohstoffe. Alexander Gerst schaut dabei schonungslos auf sich selbst und die Menschheit, die oft so rcksichtslos mit diesen Kostbarkeiten umgeht. Gro ist sein Bedrfnis, sich bei den Nachfahren zu entschuldigen: Im Moment sieht es so aus, also ob wir meine Generation euch den Planten nicht gerade in bestem Zustand hinterlassen. Auch wenn viele das verdrngen wrden, es ist schon glasklar, sagt der Raumfahrer, dass wir egoistisch und rcksichtslos auf Kosten der Nachkommenden leben.

Mich fasst das an, wie eindeutig der Wissenschaftler das Versagen auch meiner Generation benennt. Der biblische Auftrag, dass die Menschen sich die Erde untertan machen sollen, ist ber Jahrhunderte missverstanden worden. Statt Verantwortung zu bernehmen fr das Ganze des Lebens, haben sich Menschen an den Gtern der Schpfung in aller Malosigkeit bedient, als gbe es kein Morgen.

Den Irrwegen setzt Alexander Gerst entgegen, was er den Jungen mitgeben mchte, weil sie es besser machen sollten als wir. Er schreibt: Dass es sich lohnt, mit seinen Nachbarn gut auszukommen. Dass Trume wertvoller sind als Geld. Der Forscher zhlt auf: Dass die einfachen Erklrungen oft die falschen sind und die eigene Sichtweise immer unvollstndig. Dass ein Tag, an dem man etwas Neues entdeckt hat, ber seinen Horizont hinausgeschaut hat, ein guter Tag ist.

Das wissen Kinder intuitiv. Das wei Jesus, wenn er den Erwachsenen sagt: Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, dann wird es eng mit dem Weg zum Himmel. Also: Neugierig bleiben, das Trumen nie verlernen, den Frieden einben, das ist eine wundervolle Quintessenz des Astronauten. Sein Brief steht fr Demut und Lebensklugheit, die wertvoller sind denn je.

Es gilt das gesprochene Wort.

Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)

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