Ins Leben gekuschelt

Shownotes

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Morgenandacht im Deutschlandfunk

Pfarrerin Petra Schulze

aus Dsseldorf

Ins Leben gekuschelt 05.06.2025

Ein berhrendes Foto. Manche behaupten, es sei eine Fotomontage. Weil es zu schn ist, um wahr zu sein.

Zwei sehr dnne Neugeborene liegen im Brutkasten. Die Kpfchen einander zugewandt. Die Zwillinge Brielle und Kyrie. Kyrie hat den Arm um ihre Schwester Brielle gelegt.

Die Geschichte ist erstaunlich. Zwlf Wochen zu frh geboren, entwickeln sich die beiden sehr unterschiedlich. Kyrie gewinnt jeden Tag an Gewicht und Lebenskraft. Brielle geht es nicht gut. Sie ist in einem kritischen Zustand. Da kommt die zustndige Krankenschwester Gayle Kasparian auf eine Idee: Sie legt die beiden zusammen in einen Brutkasten. Kyrie schmiegt sich an ihre Schwester und legt ihren Arm um sie. Brielles Puls normalisiert sich.

Ein Fotograf ist zur Stelle, und das Bild von Kyrie, die ihre Schwester Brielle ins Leben zurckkuschelt, geht um die Welt. Es ist zu einem modernen Mythos geworden, der die Wahrheit beinhaltet: Berhrungen haben groe Kraft.

Besonders fr Frhchen ist es lebenswichtig, berhrt und gehalten zu werden, menschliche Wrme zu spren. Bei der Knguru-Methode wird das zu frh geborene Baby Mutter oder Vater auf die Brust gelegt. So sprt es die Krperwrme und hrt den Herzschlag. Es fhlt sich geschtzt und sicher. Weil es seine Krperwrme noch nicht halten kann, ist die Wrme wohltuend. Der Herzschlag des Frhchens beruhigt sich, es hat mehr Sauerstoff im Blut. Ist weniger gestresst.

Haut an Haut, in einer liebevollen, sicheren Beziehung das kann Wunder wirken. Es kann auch Streicheln sein oder dass jemand ganz sanft die Hnde auflegt. Es mssen nicht die Eltern sein. An manchen Kliniken gibt es ausgebildete Ehrenamtliche auch aus der christlichen Krankenhausseelsorge. Sie tragen und halten Babys, deren Eltern nicht kommen knnen. Die Wunderkraft der Berhrung.

Jesus, der nach vielen Berichten heilende Krfte gehabt hat, berhrte Menschen, die ihn um seine Hilfe gebeten haben. Er hat sie gesund gemacht durch heilende Gesten. Oft legt er den Kranken die Hnde auf. Jesus hat seinen Nachfolgerinnen und Nachfolgern aufgetragen, es auch so zu tun. In der Bibel steht: Kranke, denen sie die Hnde auflegen, werden gesund werden.

Das ist natrlich kein Automatismus. Es wird nicht jedes Mal eine Wunderheilung geschehen. Aber darin liegen die Erfahrung und das Wissen: Handauflegen ist eine Gabe des Heilens, die in jedem Menschen angelegt ist.

Jede Christin, jeder Christ, jeder Mensch kann das fr einen anderen tun, wenn dieser es will und gestattet oder darum bittet. Die Hand halten, die Hnde auf die Schultern legen oder sanft auf den Kopf. Die Fusohlen umfassen oder eine Hand auf den Bauch legen oder auf den Rcken. Wo immer es der Person angenehm ist und sie es wnscht.

Martin Luther hat gesagt: Lege dem Kranken die Hnde auf und sprich: Friede sei mit dir, lieber Bruder, [liebe Schwester], von Gott, unserem Vater, und vom Herrn Jesus Christus. Mit dem Auflegen der Hnde wird der Mensch gesegnet. Man kann auch mit aromatischen len die Stirn oder die Handflche salben und dabei einen Segen sprechen.

Krper und Seele werden durch die Berhrung verbunden. Sanfte Berhrungen schaffen Vertrauen. Geben Sicherheit. Erwachsenen wie Frhchen.

Brielle und Kyrie, die Zwillinge von damals aus dem Brutkasten, sind lngst erwachsen. 30 Jahre liegt ihre Geburt zurck. Sie sind mit der Geschichte dieses Fotos grogeworden, wie die eine die andere umarmt und ihr so ins Leben hilft. Brielle, die damals Umarmte, hat spter gesagt: Ich glaube, die Geschichte ist deswegen nicht totzukriegen, weil sie einfach gute Laune verbreitet. Es gibt da drauen so viele schlechte Nachrichten jeden Tag. Menschen schreiben mir, dass sie geweint haben, als sie das Bild zum ersten Mal sahen.

Eine Umarmung, die strkt und gute Laune verbreitet. Heilsame Berhrungen, dann und da, wo sie erbeten und gebraucht werden die mchte ich schenken und mir schenken lassen.

Es gilt das gesprochene Wort.

Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)

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