Empört beten
Shownotes
Die Andacht zum Nachlesen und -hören gibt es auch hier inklusive Download: https://rundfunk.evangelisch.de/wort-zum-tage/15174/empoert-beten
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Wort zum Tage im Deutschlandfunk Kultur
Theologin Evamaria Bohle
aus Berlin
Emprt beten 13.06.2025
Unsere Trnen sind dir kostbar, guter Gtt. Darauf setze ich. Denn ich bin nicht sehr belastbar in diesen Tagen. Fhle mich oft macht- und kraftlos, wenn ich die Nachrichten verfolge. Ich bin verzweifelt und fassungslos", betet einer in der Bibel. "Denn der Feind macht viel Lrm, der Frevler schreit, so laut er kann." Nachzulesen in Psalm 55.
Ich denke an die Potentaten dieser Welt und ihre Vasallen und an uns andere Frevlerinnen und Feinde. Vergib uns unsere Schuld, haben wir alle Grund zu beten.
Ich hlle mich in die Worte, die durch die Jahrtausende in mein Leben klingen. Borge sie mir aus, filtere meine Emprung durch das Gebet eines anderen, leihe mir seine Sprache: seine Angst, seinen Zorn, seine Hoffnung. Und bringe alles zu dir, Gtt. Verlass uns Menschen nicht, wenn wir die Folgen unseres Handelns nicht tragen knnen.
Mir pocht das Herz in meiner Brust, Todesangst hat mich berfallen, Furcht und Zittern packen mich, ein Schaudern hat mich erfasst.
Wie nah diese ferne Stimme aus dem Psalm wirkt. Wie verwandt die ngste von uns Menschenkindern sind. ber alle Zeitenwenden hinweg. Die Fassungslosigkeit, der Zorn, die Enttuschung angesichts dessen, was wir um uns beobachten, was die Nachrichten uns in die Timeline splen: Mir pocht das Herz. Ein Schaudern hat mich erfasst." - Es sind einfach sehr viele, sehr beunruhigende Nachrichten.
Ich sehe Gewalt und Streit in der Stadt", ergnzt mein biblischer Freund. Sein Gebet ist wachsam, seine Analyse der Situation ist scharf: "Tag und Nacht kreisen sie um ihre Mauern. Doch drinnen herrschen Elend und Not. Verbrechen werden in ihrer Mitte begangen. Erpressung und Betrug verschwinden nicht von ihrem Markt."
Und doch schumt der Kaffee, ist das Bier kalt, schmecken Spargel und Erdbeeren. Noch halten die Lieferketten unseren Gewohnheiten die Stange, und der Strom kommt aus der Steckdose. Dazu lodert die Sonne vom blaugebrannten Himmel. Bald brennen wieder die Wlder. - Vieh, Menschen, Stdt und Felder, es brennt die ganze Welt. Mir pocht das Herz. Ein Schaudern hat mich erfasst."
Da sprach ich: Wenn ich doch Flgel htte! Wie eine Taube wollte ich davonfliegen und mich woanders niederlassen. Siehe, weit in die Ferne wollte ich fliehen und in der Wste die Nacht verbringen."
Unsere Trnen sind dir kostbar, guter G'tt. Unsere Angst findet dein Ohr, unser Zorn eine Zuflucht, unsere Mdigkeit kommt bei dir zur Ruhe. Weil das so ist, berge ich mich in die Worte des biblischen Beters und spreche mit ihm: Mein ganzes Vertrauen setze ich auf dich.
Es gilt das gesprochene Wort.
Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)
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