Hochmut

Shownotes

Die Andacht zum Nachlesen und -hören gibt es auch hier inklusive Download: https://rundfunk.evangelisch.de/morgenandacht/15186/hochmut

Transkript anzeigen

Morgenandacht im Deutschlandfunk

Pfarrerin Angela Rinn

aus Mainz

Hochmut 17.06.2025

Reden wir ber Snde wie wre es mit der Snde Hochmut? Die Snde Hochmut hat viele Gesichter. Sie kann sich auch berheblichkeit nennen, Eitelkeit, Dnkelhaftigkeit oder Arroganz. Sie versteht es, sich perfekt zu tarnen und im Gewand der Perfektion daherzukommen. Im Verbund mit Narzissmus hat sie das Potenzial, ganze Vlker ins Verderben zu strzen. Adolf Hitler ist das Beispiel eines hochmtigen Narzissten, der den Tod von Millionen Menschen zu verantworten hat.

Der Apostel Paulus hat zum Thema Hochmut gezeigt, dass sich diese Snde sogar in der moralischen Hochform verbergen kann. Da Paulus ein kluger Mensch war, kann er sich selbst als Beispiel whlen. Er wei als gelernter Phariser: Moral allein reicht nicht aus, um der Snde zu widerstehen. Paulus sagt: Wollen zum Guten habe ich wohl, aber das Gute vollbringen kann ich nicht. Denn das Gute, das ich tun will, das tue ich nicht: sondern das Bse, das ich nicht will, das tue ich.

Diese Erkenntnis des Paulus ist der Stachel im Fleisch aller Moralisten, die meinen, sich selbst und ihr Handeln in der Hand zu haben.

Eine Facette des Hochmuts ist der Narzissmus. Woran auch immer es liegen mag, dass jemand zum Narzissten wird: In der Folge ist dieser Mensch nicht in der Lage, andere aufrichtig zu lieben. Stattdessen steht er oder sie selbst im Zentrum des eigenen Lebens. Wenn dann jemand daherkommt wie der Apostel Paulus und den Stachel in die Blase stt, ist man tdlich beleidigt.

Ein bisschen Narziss sind wir alle. Unser verliebter Blick auf uns selbst ist das Spiegelbild der liebevollen Blicke, mit denen, wenn es gut gelaufen ist, unsere Eltern die erste Phase unseres Lebens begleitet haben. Das ist lebensnotwendig und hilft uns, Zeiten zu berstehen, in denen uns aus dem Spiegel ein trauriger oder erschpfter Mensch anschaut.

Wenn dieser liebevolle Blick am Anfang des Lebens fehlt, dann wachsen Menschen heran, die auch nicht die kleinste Krnkung ertragen knnen. Sie stehen unter dem stndigen Druck, von auen besttigt zu werden. Nichts wre schlimmer, als dass andere die Fassade durchschauen und die Schwchen der Hochmtigen entdecken knnten. So sind hochmtige Menschen im Grunde ngstliche, unsichere Wesen. Wenig trstlich, wenn diese Menschen politische oder wirtschaftliche Macht haben.

Der Soziologe Andreas Reckwitz hat unserer Gesellschaft einen verhngnisvollen Hang zur Singularitt bescheinigt. Das bedeutet: Menschen wollen stets etwas ganz Besonderes sein, und das soll immer und geflligst von anderen besttigt werden. Nach dieser Diagnose wren wir gerade eine Gesellschaft von Hochmtigen. Auch nicht gerade eine erfreuliche Vorstellung.

Beim Propheten Jeremia findet sich ein sehr schner Spruch Gottes zum Thema Hochmut: So spricht der HERR: Ein Weiser rhme sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rhme sich nicht seiner Strke, ein Reicher rhme sich nicht seines Reichtums. Sondern wer sich rhmen will, der rhme sich dessen, dass er klug sei und mich kenne.

Dieses Wort listet treffend das auf, worauf Menschen sich leicht etwas einbilden: Durchblick, Strke, Reichtum. Interessant, dass das Rhmen dann nicht verboten, sondern in andere Bahnen gelenkt wird. Nmlich in Beziehungsbahnen, in eine Beziehung zu Gott, der, jedenfalls aus religiser Perspektive, als einziger wirklich den Durchblick und die Macht hat und dem die Welt gehrt.

Fr mich sagt Gott mit diesem Spruch: Ich wei, dass du ein schwaches Menschlein bist, das sich gerne hochmtig aufblhen will. Dann blhe dich halt auf. Aber blhe dich auf mit der Freude darber, nicht allein zu sein in meiner Welt. Blhe dich auf mit dem Wissen, dass ich, Gott, dich kleines, sterbliches Menschenkind in mein Herz geschlossen habe.

Es gilt das gesprochene Wort.

Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)

Weitere Sendungen, Informationen, Audios und mehr finden Sie unter:

http://rundfunk.evangelisch.de/kirche-im-radio/deutschlandfunk/morgenandacht

Facebook: https://www.facebook.com/deutschlandradio.evangelisch

2

1

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.