Einfach mal vorstellen - das andere Leben
Shownotes
Die Andacht zum Nachlesen und -hören gibt es auch hier inklusive Download: https://rundfunk.evangelisch.de/gedanken-zur-woche/15028/einfach-mal-vorstellen-das-andere-leben
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Gedanken zur Woche im Deutschlandfunk
Pastorin Ulrike Greim
aus Erfurt
Einfach mal vorstellen das andere Leben 20.06.2025
Stellen Sie sich einmal vor, die Kriege wren vorbei.
Ja, ich wei. Aber einfach mal vorstellen.
Keine Nachrichten mehr, wie Bomben fallen. Im Video wre kein Surren der Drohnen zu hren, sondern Ruhe. Vogelzwitschern. Bltterrauschen. Der ganz normale Straenverkehr. Irgendwo bellt ein Hund.
Stellen Sie sich vor, alle beteiligten Staatschefs wrden heute morgen aufstehen mit dem Gefhl, dass es Zeit ist, einen Schritt zurckzutreten und durchzuatmen.
Heute mal keine Befehle. Keine Krisensitzungen, keine Kommentare.
Einfach mal vorstellen. Ich wei, ich wei!
Aber schlicht, um unsere Fantasie zu trainieren, dass so etwas mglich ist.
Stellen Sie sich vor, es liegt Ruhe ber den groen Stdten. Kinder wrden als erste die Strae erobern und spielen zwischen den Trmmern. Sie schauen noch an den Himmel, aber da ist nichts, keine Gefahr von oben, nur die Schwalben fliegen hoch.
Generle warten am blankpolierten Tisch und gucken sich ratlos an, was jetzt los ist. Aber wo kein Befehl, da ist mal einen Moment Pause. Sie lehnen sich zurck und trinken eine Tasse Kaffee.
Das mediale Rauschen nimmt etwas ab. Der Traffic in den sozialen Medien halbiert sich. Viele Augen wandern endlich wieder mal aus dem Fenster.
Trump bekommt einen Anflug von Klugheit und sagt, dass er eigentlich lieber andere Leute reden hrt. Und schaltet sich auf truth social mal eben stumm. Und auch sonst.
Bitte einfach mal vorstellen damit die Seele durchatmen kann.
Bilder knnen Tren ffnen. Denn wenn die Seele auch nur ahnt, dass es dieses andere, dieses friedliche Leben gibt, dass das mglich ist, findet der Verstand eher einen Weg.
Stellen Sie sich vor, die religisen und politischen Machthaber im Nahen Osten treffen sich in einem Grenzdorf am Brunnen, im Schatten unter dem Feigenbaum. Da sitzen diese Mnner und die Gerechtigkeit. Und der Frieden. Ohne diese beiden wird es nichts. Zum Glck gibt es jemanden, der dort feinsinnig moderiert. Unglaublich, oder? Aber so heftig gut. Es muss ja nicht gleich etwas dabei rauskommen. Nur, dass sie mal fr einen Moment zusammen sind.
Stellen Sie sich vor, auch Putin lsst locker. Und er geht auf die Strae und trinkt einen Chai in einem Caf und starrt vor sich hin. Und ein Ukrainer stellt sich neben ihn und tut ihm nichts. Und Putin wird es hei.
Und in Gaza und im Sudan und berall legen die mit Uniform ihre Munitionsgrtel auf den Tisch und gehen unbewaffnet aus dem Haus. Da mischen sich die Mchtigen unter die Bedrftigen und hren einfach mal zu. Die Wlfe weiden neben den Lmmern.
Naiv, ich wei, aber meine Seele braucht solche Bilder.
Illusorische. Aber vielleicht ist doch so etwas mglich am Ende dieser Phase der Welt. Am Ende der Herrschaftsmechanismen, wie wir sie kennen. Vielleicht schon vorher. Keine Angst. Es wird frchterlich ungewohnt sein, aber verblffend schn. Unsere Welt hat Kraft. Es ist Sommer. Der Hollunder blht, die Kirschen sind reif. Gott ist gro. Die Gedanken knnen zur Ruhe kommen. Der Atem holt sich seinen Raum zurck. Und dann kommen unverhofft gute Gedanken. Und dann ist die Musik ganz nah.
Die Kreativen stehen schon bereit und bauen die neue Welt. Der Kreator ist bereits am Werk. Denn siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, spricht Gott. Man soll in ihm nicht mehr hren die Stimme des Weinens noch die Stimme des Klagens. Es sollen keine Kinder mehr da sein, die nur einige Tage leben, oder Alte, die ihre Jahre nicht erfllen, sondern als Knabe gilt, wer hundert Jahre alt stirbt. So heit es beim Propheten Jesaja. Sie werden Huser bauen und bewohnen, sie werden Weinberge pflanzen und ihre Frchte essen.
Es gilt das gesprochene Wort.
Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)
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