Regenbogenwege
Shownotes
Die Andacht zum Nachlesen und -hören gibt es auch hier inklusive Download: https://rundfunk.evangelisch.de/wort-zum-tage/15198/regenbogenwege
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Wort zum Tage im Deutschlandfunk Kultur
Pfarrer Steffen Madloch
aus Berlin
Regenbogenwege 28.06.2025
In der Nacht vom 27. auf den 28. Juni 1969 wurde in New York Geschichte geschrieben. In der kleinen Bar Stonewall Inn im Stadtteil Greenwich Village erhoben sich Menschen gegen die Willkr der Polizei. Es waren Schwule, Lesben, Dragqueens, Transmenschen viele von ihnen am Rand der Gesellschaft. Sie hatten genug von Angst, Gewalt und Diskriminierung. Der Aufstand in der Christopher Street war der Beginn der modernen LGBTQ+-Bewegung ein Regenbogenweg der Freiheit.
Heute wehen im Juni vielerorts Regenbogenfahnen. Es gibt Pride-Paraden, queere Gottesdienste, neue Offenheit. Und doch ist es auch ein Tag des Innehaltens besonders fr uns als Kirchen.
Die Kirchen waren lange kein sicherer Ort fr queere Menschen. Im Namen Gottes wurde verurteilt, ausgegrenzt, verletzt. Auch dort, wo wir heute offen sind, drfen wir nicht vergessen, wie viel Schuld und Leid es gegeben hat und teils noch gibt. Viele queere Christenmenschen wurden gezwungen, sich zu verstecken oder zu gehen. Ihnen wurde eingeredet, sie seien falsch, sndig oder nicht gewollt. Solche Wunden sitzen tief.
Gott ist grer als menschliche Enge. Und seine Liebe weiter. In der Bibel beim Propheten Jesaja spricht Gott: Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR.
Regenbogenwege das sind Wege, die bunt sind, vielfltig, manchmal kurvig und ungewohnt. Aber sie fhren unter Gottes Himmel. Der Regenbogen ist ein biblisches Zeichen. Nach der Sintflut setzt Gott ihn in den Himmel als Zeichen des Bundes mit allen Geschpfen. Nicht nur mit den vermeintlich richtigen oder angepassten. Sondern mit allen.
Die Kirchen haben begonnen umzudenken. Heute gibt es in vielen evangelischen Landeskirchen die Mglichkeit, gleichgeschlechtliche Paare zu segnen oder zu trauen. Es gibt queere Pfarrpersonen, offene Gemeinden, Rume der Begegnung. Das ist gut. Wir sind noch lange nicht am Ziel. Aber es ist ein Weg.
Wir mssen ehrlich fragen: Wie schaffen wir Rume, in denen niemand mehr seine Identitt verstecken muss? Wie leben wir eine Theologie, die keine Angst verbreitet und nicht ausschliet, sondern von der Liebe und Gerechtigkeit spricht? Jesus selbst hat sich den Menschen zugewandt, die am Rand standen. Er hat sie gesehen, berhrt, befreit. Wer ihm nachfolgen will, kann nicht gleichzeitig Mauern bauen.
Der 28. Juni, der Christopher Street Day ist fr mich ein Tag des Gedenkens und der Hoffnung. Ich bete fr Heilung, wo Wunden geblieben sind. Fr Mut, wo Menschen sich immer noch verstecken mssen. Und fr eine Kirche, die wirklich Heimat ist in aller Vielfalt. Regenbogenwege sie sind manchmal unbequem. Aber sie zeigen, was mglich ist, wenn wir uns vom Geist Gottes bewegen lassen.
Es gilt das gesprochene Wort.
Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)
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