Die Nacht zum Tag machen
Shownotes
Die Andacht zum Nachlesen und -hören gibt es auch hier inklusive Download: https://rundfunk.evangelisch.de/morgenandacht/15206/die-nacht-zum-tag-machen
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Morgenandacht im Deutschlandfunk
Pfarrerin Claudia Aue
aus Kiel
Die Nacht zum Tag machen 01.07.2025
Zuerst haben wir die perfekte Stelle in unserem Garten gesucht und zwischen zwei Apfelbumen gefunden. Am Rand bei der Hecke, etwas verwunschen. Da haben wir die Feuerstelle mit Steinen umrandet. Und seitdem immer wieder mit Freundinnen und Freunden am Feuer gesessen, spontan rumgefragt. Wer kann, kommt und bringt was mit. Am Feuer reden wir ber Trump und Rhabarber, ber Bergsteigen und Trauriges. Manchmal grillen wir Stockbrot und klebrige Marshmallows auf dreckigen Stcken zum Nachtisch.
Irgendwie haben diese Abende am Feuer meist ein paar magische Momente. Manchmal werden alle ganz still, schauen in die Glut und hngen ihren Gedanken nach. Manchmal sprechen wir unerwartet ber das, was wir eigentlich erreichen wollten, oder schmieden Plne.
In den vergangenen Tagen wurde an vielen Orten Johannis- oder auch Petersfeuer entfacht. Es heit: Wenn man ber die Glut springt, hat man einen Wunsch frei. Das Johannisfeuer markiert die Mitte des Jahres an einem der lngsten Tage: am Geburtstag von Johannes, dem Tufer, dieser kauzige Prophet aus der Bibel, der Jesus den Weg bereitet hat ihn getauft hat.
Auf den Tag genau sechs Monate vor Weihnachten hat man den Johannistag gelegt: auf den 24. Juni. Das war ein geschickter Schachzug des damals noch jungen Christentums. Es hat dadurch die keltischen und germanischen Sonnwendfeuer christianisiert. hnlich verhlt es sich auch mit dem Petersfeuer rund um den 29. Juni, dem Gedenktag der Apostel Petrus und Paulus. Beide starben den Mrtyrertod fr ihren christlichen Glauben. Ihre Gebeine sollen an einem 29. Juni noch in der Zeit der Christenverfolgungen in Rom angekommen sein.
Vor allem in sterreich und Bayern gibt es in dieser Zeit das Petersfeuer. Dabei wird mit dem aufgehuften Holzsto auch eine groe Strohpuppe mitverbrannt, der sogenannte Peter. Eine Deutung fr diesen Brauch ist: Die Puppe steht fr das Negative, das in den ersten sechs Monaten des Jahres passiert ist. Das soll mit dem Feuer vertrieben werden und Platz machen fr positives Neues.
Mir ist das zwar als Norddeutsche fremd. Aber dass etwas in Sekundenschnelle lichterloh brennt, kenne ich. Feuer hat Kraft. Es ist voller Energie, in guter Weise oder auch zerstrerisch. Flammen knnen alles in Schutt und Asche legen. Und wir knnen Feuer und Flamme fr etwas sein. Jan Delay skizziert das groartig in seinem Song: Feuer: Denn das Wichtigste ist, dass das Feuer nicht aufhrt zu brennen, denn sonst wird es ganz bitterlich kalt. Ja, die Flammen im Herzen, die sind durch nichts zu ersetzen
Diesen Song haben neulich ein paar Leute in Hamburg nach der Entwidmung ihrer Kirche gehrt und gesungen. Am Lagerfeuer. Um sich zu vergewissern. Das Kirchengebude konnten sie nicht lnger halten. Es war zu gro geworden, zu teuer im Unterhalt. Aber sie brennen weiter fr die Sache, fr ihre Gemeinde, fr die Gemeinschaft, die sie haben. Die Sache mit Jesus geht weiter. Fr etwas zu brennen, ist groartig solange ich dabei nicht ausbrenne.
Vielleicht ist das so mit starken Symbolen. Sie haben zwei Pole, zwei Seiten: die krasse Vernichtende und die Flammen im Herzen, die durch nichts zu ersetzen sind. Daran denke ich bei den Sommerabenden an der Feuerstelle bei uns im Garten oder wenn ich bei uns am Ostseestrand ein Lagerfeuer sehe. Das Knistern der Holzscheite erzhlt von der Energie, die Wrme gibt und einen hellen Schein in die Sommernacht wirft. Es lsst mich daran denken, wofr ich Feuer und Flamme bin. Dass ich hoffe, Gott legt auch einen hellen Schein in mein Herz. Jedes Sommerfeuer zeigt aber auch, wie schnell etwas zu Asche zerfllt, was eben noch geleuchtet hat. Erloschene Trume, Freundschaften und Beziehungen, denen der Funke fehlt.
Die Feuerstellen und Lagerfeuer im Sommer erzhlen auch von dem Licht mitten in der Nacht. Auch wenn die Tage jetzt ganz langsam wieder krzer und die Nchte lnger werden, es gibt Gottes Licht, das leuchtet und leuchten lsst.
Es gilt das gesprochene Wort.
Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)
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