Wenn das Schöne lebensgefährlich wird

Shownotes

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Morgenandacht im Deutschlandfunk

Pfarrerin Cornelia Coenen-Marx

aus Garbsen

Wenn das Schne lebensgefhrlich wird 19.07.2025

Ich hatte ganz vergessen, wie schlimm ein Sonnenbrand sein kann. Aber neulich hat es meinen Mann eingeholt. Zweieinhalb Stunden Gartenarbeit in der Mittagssonne gengten, um ihn tagelang zu qulen. Schmerzen, Blschen, Jucken und leichter Schwindel. Kaum zu glauben, wie schnell das geht und wie heftig es werden kann.

Zugegeben, am Strand htten wir uns mit Sonnencreme eingerieben, uns geschtzt. Vielleicht noch nicht in unserer Kindheit, aber sicher in den letzten Jahren, seit die Urlauber in Australien zur schwarzen Sonnenbrille weitkrempige Hte und lange rmel tragen, weil die UV-Strahlung dort besonders hoch ist. Seitdem schauen auch hierzulande einige gleich am Morgen auf die Strahlung. An den niederlndischen Strnden wurden Corona- Desinfektionsstationen zu Sonnencreme-Stationen umgebaut. Und nicht nur wir haben die letzten Urlaube lieber im Norden verbracht.

Seitdem es immer hufiger Hitzewellen und Waldbrnde gibt, ist der Traum vom sonnigen Urlaub fr einige ausgetrumt. Aber wir reden immer noch, als sei alles wie frher. Wir wnschen einander sonnige Tage und sind stolz auf ein bisschen Sonnenbrune oder wir helfen mit Selbstbruner nach.

Nichts Schneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein, hat Ingeborg Bachmann in ihrem Gedicht An die Sonne geschrieben. Ich habe das immer fr eine Beschreibung des puren Glcks gehalten. Einfach da sein, Farben sehen und Wrme spren da sein und nichts vermissen.

Kein Wunder, dass viele Vlker in der Antike die Sonne fr einen Gott hielten, oft fr den hchsten Gott. Kein Leben ohne Sonne, ohne Licht und Wrme. Auch in der Bibel zeigen sich Spuren dieses Sonnenzaubers. In einem Psalm steht: Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen, der du zeigst deine Hoheit am Himmel.

Auch Jesus wird mit der Sonne verglichen. Und immer wieder geht es darum, in seinem Licht zu leben. Ende Dezember, wenn wir Weihnachten feiern, war bei den Rmern das Fest des unbesiegbaren Sonnengottes. Unter Kaiser Konstantin wurde das Sonnenfest zum Weihnachtsfest. Alle sollten sehen, dass das Kind in der Krippe grer ist als alle Gtter. Dass er unser Leben hell macht. Konstantin will das selbst erlebt haben. Als er an der milvischen Brcke mit seinen Rivalen Maxentius kmpfte, da sah er im Licht der Sonne ein Kreuz mit der Schrift In diesem Zeichen wirst du siegen.

Die Sonne hinter dem Kreuz steht allerdings ursprnglich nicht fr einen militrischen Sieg, sondern fr die Auferstehung: den Sieg des Lebens ber den Tod. Dass die Sonne heute zur Gefahr wird, finde ich deshalb doppelt schwer zu ertragen. Denn eigentlich ist es ja nicht die Sonne. Es ist die Atmosphre, die sich so verndert hat weil wir der Natur Gewalt antun. Weil wir sie nicht schtzen, sondern ausbeuten. Es hat mit uns zu tun, wenn das Schne lebensgefhrlich wird. Das ist wohl nicht erst heute so. Aber ist das ein Trost?

Mich trstet die Schpfungsgeschichte die Geschichte vom Anfang, die die Bibel erzhlt. Als alles noch grau und dster war, da hngte Gott seine Lichter an den Himmel Sonne, Mond und Sterne. Wie man Lampen anzndet, so wurde es pltzlich hell: Tags unter der Sonne, nachts unter Mond und Sternen.

Hier ist die Sonne eben keine Gottheit, auch nicht der Quell allen Lebens. Sie ist ein Teil der wunderbaren Schpfung wie das Wasser und wie das Grn an Land. In dieser biblischen Geschichte entsteht die Sonne erst am vierten Tag. Wasser und Erde gab es da schon. Dann erst kam die Sonne mit ihrer groen Energie, ein Gestirn, mit dessen Gefahren wir sorgsam und vernnftig umgehen mssen.

Dass dich des Tages die Sonne nicht steche noch der Mond des Nachts, das wnscht ein Psalm in der Bibel. Behtet sein. Ein breitkrempiger Hut kann wirklich ein Segenszeichen sein.

Es gilt das gesprochene Wort.

Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)

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