Gott sei Dank für Richterinnen und Richter
Shownotes
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Gedanken zur Woche im Deutschlandfunk
Pfarrerin Heidrun Drken
aus Frankfurt am Main
Gott sei Dank fr Richterinnen und Richter 18.07.2025
Menschen sollen fr Gerechtigkeit sorgen. Das ist ein uraltes Gebot Gottes. Und das zieht sich durch die ganze Bibel. Immer wieder wird dort angeklagt, wenn dieses Gebot verletzt wird. Die Propheten zum Beispiel: Sie halten mit ihrer Kritik nicht hinterm Berg. Sie prangern politische Zustnde an, in denen das Recht mit Fen getreten wird. Sie beschuldigen Richter, die sich bestechen lassen oder das Recht beugen der Schwchsten der Armen, der Witwen und Waisen. Wenn man so will, ist das ein frher Ruf nach unabhngiger Justiz.
Die Bibel mahnt zur Wahrheit und Gerechtigkeit. Aber sie bleibt nicht bei der Kritik stehen. Sie lobt auch die, die das Recht hochhalten. Sie erzhlt von Richtern, die Gerechtigkeit mglich machen und damit ein gutes Zusammenleben frdern.
Aus der frhen biblischen Zeit wird von Debora erzhlt. Eine starke Frau. Richterin, kluge Ratgeberin und mutige Fhrungsfigur. Sie zeigt, wie viel Kraft im Handeln nach dem Recht liegt. Damals wie heute.
Der Weg von Deborah in vorstaatlicher Zeit vor drei- bis dreieinhalbtausend Jahren bis zum modernen Rechtsstaat war lang, steinig und auch blutig. Wir knnen uns glcklich und dankbar schtzen, heute in einem Rechtsstaat leben zu knnen. Und das verdient hchsten Respekt, ob mit oder ohne religisen Glauben. Fr mich als Christin hat dieser Respekt tiefe Wurzeln. Er steckt in der Botschaft der Bibel. Im fnften Buch Mose heit es ganz klar: Du sollst Richter und Verwalter einsetzen ihre Urteile sollen gerecht sein. Du darfst das Recht nicht beugen.
Die Frankfurter Rabbinerin Elisa Klapheck spricht von den sieben Geboten im Talmud, dem jdischen Lehrbuch, entstanden zwischen drittem und sechsten Jahrhundert nach Christus. Diese sieben Gebote gelten fr alle Menschen, unabhngig, ob sie zu Gott eine Beziehung haben oder nicht. Das siebte der Gebote aus dem Talmud sagt: Die Menschen sollen sich ein Rechtswesen geben, das die Regeln bestimmt, nach denen sie miteinander leben ob sie glauben oder nicht. Die Rabbinerin sagt: Modern gesprochen, fordert das den skularen Rechtsstaat.
Ein zentraler Teil unseres Rechtsstaats heute ist das Bundesverfassungsgericht. Es sorgt dafr, dass die Grundrechte geschtzt werden, also Freiheit, Gleichheit, Wrde. Wrde, die niemand verlieren kann, selbst wenn er schuldig ist und zu einer Strafe verurteilt wird. Wenn ein Gesetz gegen das Grundgesetz verstt, kann das Gericht es stoppen. Seine Entscheidungen gelten fr alle. Wie wenig selbstverstndlich das ist, zeigt mir der Blick in die deutsche Geschichte. Auch der Blick in gar nicht so weit entfernte Lnder, in denen es keine unabhngige Justiz gibt.
Die gerade verschobene Wahl von zwei Richterinnen und einem Richter zum Bundesverfassungsgericht bewegt viele Menschen zutiefst. Einige der Ursachen der Verschiebung haben mich erschreckt. Denn sie waren respektlos. Die Kampagnen und die persnlichen Diffamierungen gegen eine der Kandidatinnen sind infam, weil sie eben diesen Respekt verletzen. Was da geschehen ist, hat fr mich nichts zu tun mit dem Austausch von Argumenten vor demokratischen Wahlen.
Zu meinem Glauben gehrt, dass ich auf die Gerechtigkeit Gottes hoffe. Diese Gerechtigkeit ist noch mehr und anders als das, was Menschen an Recht schaffen knnen. Aber das lsst mich keinen Deut weniger dankbar sein fr das, was unser Grundgesetz und seine Hterinnen und Hter an Recht schaffen. Es ist nicht selbstverstndlich. Es macht wachsam. Denn was nicht selbstverstndlich ist, muss geschtzt werden. Zuerst durch unseren Respekt.
Es gilt das gesprochene Wort.
Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)
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