Pilger sind wir Menschen

Shownotes

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Wort zum Tage im Deutschlandfunk Kultur

Pfarrerin Angelika Scholte-Reh

aus Kroppen

Pilger sind wir Menschen 25.07.2025

Neben der kleinen Pforte der alten Kirche findet sich eine Jakobsmuschel im Sandstein des Trrahmens. Die Restauratorin hat sie hervorgehoben und mit Blau hinterlegt. So schmckt sie die Jakobikirche in Ortrand schon seit vielen Jahrhunderten. Hier geht der Jakobsweg lang, ein alter Pilgerweg, auf dem die Menschen durch Europa gewandert sind. Heute laufen wieder Menschen durch unsere Kleinstadt im sdlichen Brandenburg. Sie pilgern von Ost nach West, folgen den uralten Wegen und ihrer Sehnsucht, auf dem Weg sich selbst und Gott nahe zu kommen.

Neben der Pforte steht eine steinerne Bank im Schatten unter einer alten Linde. Fr einen Moment setze ich mich. Um die Kirche herum ist der Friedhof. Wie viele Menschen hier wohl schon gesessen haben? Manche, die auf ihrem Pilgerweg Rast gemacht haben, andere, die hier mit ihren Erinnerungen an die Verstorbenen saen.

Fr mich gehren sie zusammen: die Jakobsmuschel und der Friedhof. Der Dichter Gerhard Tersteegen hat das so ausgedrckt: Ein Tag, der sagt dem andern, mein Leben sei ein Wandern zur groen Ewigkeit. O Ewigkeit, so schne, mein Herz an dich gewhne; mein Heim ist nicht von dieser Zeit.

So kann ich mein Leben verstehen: als Pilgerweg zu Gott. Es ist schn und vielfltig, was mir auf dem Weg begegnet. Da lohnt sich das Innehalten und Ankommen. Und dann geht es wieder weiter. Der nchste Abschnitt wartet, mit neuen Lebenslandschaften, neuen Menschen, neuen Erfahrungen, mit schweren und leichten Wegabschnitten.

Manchmal geht es aufwrts und die Aussicht beschenkt mich. Manchmal geht es abwrts und ich erlebe finstere Enge. So wie der Jakobsweg sein Ziel am Atlantik hat, ist auch mein Lebensweg nicht unendlich. Ich glaube: Das Ziel ist die Ewigkeit, das Sein bei Gott. In jenen besonderen Momenten, wenn der Himmel sich herabbeugt und die Seele berhrt, ist das ein kleiner Vorgeschmack auf die Lebensflle, die uns erwartet.

Auf der Bank unter der Linde auf dem Friedhof der Jakobikirche atme ich tief ein und seufze. Von hier aus sehe ich auf eines der alten Grber. Da steht in verwitterten Buchstaben ein Psalmenzitat: Der HERR behte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit! Ein Pilgersegen. GOTT behte dein Weggehen und Ankommen, an jedem Tag in Zeit und Ewigkeit.

Ich glaube: Mein Leben ist eine Wanderschaft, auf der Gott im Hier und Jetzt mitgeht und mich dann im Dort und Immer mit neuer Lebendigkeit erwartet.

Es gilt das gesprochene Wort.

Redaktion: Pfarrer Martin Vorlnder (martin.vorlaender@gep.de)

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